Die Passüberquerung am Thorung La

Es ist noch dunkel als wir uns auf den Weg machen. Die Nacht war unruhig aber wir hatten es warm. Wir ziehen zum ersten Mal auf dieser Strecke unsere Grödel an und klettern los zum ersten Stopp der Etappen, dem High Camp auf 4850m. Wir wollten dort nicht übernachten weil es sich auf dieser Höhe nicht gut schlafen lässt. Deshalb ist unsere Tour etwas länger aber zum Glück sind wir bisher von der Höhenkrankheit verschont geblieben.

Wir brechen bei trockenem Wetter auf und als wir im High Camp ankommen bricht die Sonne hervor. Wir gönnen uns einen Chai. Danach geht es weiter und wir schrauben uns mit kleinen Schritten in Richtung Pass durch den Schnee. Ich spüre die Höher immer deutlicher und muss viele Pausen machen.

Hans-Georg ist für mich der perfekte Taktgeber. Eine Stunde bevor wir den Pass erreichen kommt uns unser Bergführer Rambo entgegen und nimmt mir meinen Tagesrucksack ab. UNd auf einmal sehen wir Gebetsfahnen die dicht verknotet am höchsten Punkt der Annapurna Runde angebracht sind. Wir haben endlich den Thorung La erreicht.

Wir sind überglücklich, dass wir es geschafft haben. Es gibt sogar ein kleines Teehaus in dieser unwirtlichen Gegend und wir gönnen uns im Inneren etwas Ruhe vom stürmischen Wind und der Kälte. Von hier aus haben wir noch 7km und 1700Hm Abstieg vor uns.

Lange können wir hier oben nicht verweilen. Bei mir melden sich Kopfschmerzen und die Mittagszeit bricht an und das bedeutet dass das Lawinenrisiko steigt. Im Jahr zuvor gab es ein Lawinenunglück aufgrund einer unnatürlich warmen Wetterlage im Oktober 2014. Zu unserem jetzigen Zeitpunkt im März 2015 nehmen die Temperaturen stetig zu und haben natürlich einen schmelzenden Effekt auf die Schneemassen hier oben.

Als wir langsam absteigen sehen wir die majestätisch blauen Gletscher die uns umgeben und immer wieder hören wir das charakterisitische beeindruckende Knacken dieser Eisriesen. An einem Moment kommt zu dem Knacken auch ein Grollen hinzu und wir werden Zeuge von einem Lawinenabgang der sich gefühlt sehr nahe von uns erreignet obwohl wir in sicherem Abstand dazu sind. Mulmig ist uns bei diesem Anblick und lagsam geht es weiter durch den Schnee.

Hinter uns sehen wir eine Trekkinggruppe von jungen Israelis, die wir am Vortag auf dem Weg nach Thorung Phedi kennen gelernt haben. Wir werden bis nach Muktinath ihre ständigen Begleiter sein.

Endlich erreichen wir das schneefreie Charbabu, einem Restaurant auf 4200m Höhe. Mir geht es schon wieder besser. Auf der Veranda sehen wir unser Sherpateam sitzen. Rambo gratuliert uns und macht mir das Kompliment… „that I am a strong women.“ Von einem Sherpa dieses Kompliment zu bekommen ist für mich etwas ganz Besonderes. Als wir endlich den Pilgerort Muktinath erreichen sind wir überglücklich. Die Israelis decken sich bei ein paar Saddhus mit „Spezialitäten“ ein und kehren im Hotel Bob Marley ein. Uns zieht es in ruhigere Gefilde. Die heisse Dusche ist ein Segen und absolut überglücklich lassen wir den Trekkingtag vor unserem inneren Auge nochmal vorbeiziehen. Es ist einer der Höhepunkte in meinem Trekkingleben.

Salsa tanzen im Thorung Phedi Base Camp

Picture courtesy H.G. Gruber

Es ist der Abend vor der Passüberquerung des Thorung La, dem höchsten Punkt auf der Annapurna Runde.

Natürlich gibt es beim Abendessen kein anderes Thema als über die letzten Details der Überquerung mit unserem Sherpateam zu sprechen und sich für die Überquerung ausreichend bei gutem Essen zu stärken.

Im Hintergrund läuft auf einmal Salsa Musik und um auf andere Gedanken zu kommen legen wir kurzerhand ein paar Tanzschritte auf das Base Camp Parkett in über 4000m Höhe. So hoch haben wir tatsächlich noch nie getanzt.

Freudig erschöpft gehen wir früh zu Bett um am Morgen um 4Uhr rechtzeitig für den langen Marsch aufzustehen. Es wird ein langer Marsch werden und wir werden 13 Stunden bis nach Muktinath unterwegs sein.

Angekommen in Thorung Phedi

Picture courtesy H. G. Gruber

Wir machen uns auf den Weg nach Thorung Phedi und auf einmal ist er da. Der erste durchgängige Schnee. Zum Glück gab es schon eine Reihe von Wanderern vor uns die uns freundlicherweise eine Schneise durch den Schnee gestapft haben. Wir nähern uns immer weiter dem ersehnten Pass Thorung La auf 5416m Höhe.

Picture courtesy H. G. Gruber

Abends in den Hütten gibt es nur noch zwei Themen. Schaffen wir es ohne dass uns die Höhenkrankheit erwischt und wie ist die Schneelage über den Pass hinweg. Mittlerweile wandern wir mit der immergleichen Gruppe an Wanderern die sich dann abends zum Essen wiedersieht. Der eine oder andere Wanderer musste aber wegen der Höhenkrankheit schon umdrehen. Und überraschenderweise sind es oft sehr sportliche, junge Leute die sich nicht genug Zeit geben um sich an die Höhe anzupassen.

Endlich erreichen wir das Camp von Thorung Phedi, der letzten Übernachtungsstation bevor wir den Pass überqueren werden. Wir beziehen ein Zimmer in der BAse Camp Lodge und ich bestelle eine Knoblauchsuppe. Es ist das Nahrungsmittel gegen Höhenkrankheit. ab einer Höhe von 400m kocht allerdings das Wasser nicht mehr bei 100Grad so dass die Suppe eher lauwarm bei mir ankommt und der Knoblauch auch noch nicht gar ist. Aber es hilft nichts und letztlich war es eine gute Entscheidung die Suppe zu Essen, weil die Suppe mir helfen wird den Pass zu überschreiten.

Picture courtesy H. G. Gruber

Schmetterlings- und Yakbesuch auf 4000m Höhe

Picture courtesy H.G. Gruber

Der oder das Yak (Bos mutus), auch Jak geschrieben, ist eine in Zentralasien verbreitete Rinderart. Er ist eine der fünf Rinderarten, die domestiziert wurden (s. Hausrind).

Wegen seiner grunzähnlichen Laute wird der Yak auch (Tibetischer) Grunzochse genannt. Die Bezeichnung „Yak“ stammt aus der tibetischen Sprache.

Während der Hausyak in großer Zahl im Himalaya, in der Mongolei und sogar im Süden von Sibirien verbreitet ist, ist der Wildyak vom Aussterben bedroht. Wegen seiner Anpassung an die extremen klimatischen Bedingungen seines Lebensraumes stellt der Yak im zentralasiatischen Hochland und den angrenzenden Ländern nach wie vor die Lebensgrundlage eines großen Teils der dort lebenden Menschen dar. Er liefert Milch, Fleisch, Leder, Haar und Wolle. Sein Kot dient als Brennmaterial. Nach wie vor wird der Yak als Last- und Reittier genutzt. Auf einem über 1,4 Millionen Quadratkilometer großen Gebiet sind bäuerliche Lebensweisen überwiegend nur durch Yaks möglich. Quelle: Wikipedia

Und wer hätte das für möglich gehalten, dass mir nach unserer Yakbegegnung (siehe obiges Bild) noch auf 4000m Höhe ein Schmetterling zufliegt!

Magic 🙂

Picture courtesy H.G. Gruber

Trekking zum Ice Lake

Picture courtesy M.Mann

Nachdem wir ausgiebig in der German Bakery gefrühstückt haben legen wir mit unserem Tagesausflug zum nahe gelegenen Ice Lake los. Schon von unten erblicken wir die Gipfel des Annapurna II und IV und des Gangpurnas. Wir starten am Ort Braga und steuern die Braga Gompa aif 4000m an. Für mich bleibt es bei dieser Höhe und ich steuere mit einem unserer Sherpas den Rückweg an. Hans-Georg wird mit unserem Sherpa Rambo 500m weiter den Ice Lake erklimmen. Am Abend lassen wir uns dann in unserem Hotel kulinarisch mit Schweizer Rösti verwöhnen. Am Morgen wird es weitergehen nach Yak Kharka, die vorletzte Station vor der Passüberschreitung am Thorung La.

Verweilen an der Braga Gompa

Genussvolle Raubtierfütterung in Manang

Picture courtesy M. Mann

Ich bin eine Genusswanderin. Ich scheue keine schwierigen Touren aber wenn eine Alm mit leckerem Essen auf der Strecke liegt dann kehre ich gerne ein. Das ist wahrscheinlich das französische Gen in mir :).

Wir sind gut von Ngawal nach Manang gekommen und werden zwei Tage zur Akklimatisierung in diesem 3540m hoch gelegenen Ort verbringen.

Picture courtesy M. Mann

Manang bietet alles was es braucht um zu entspannen bzw. sich noch mit Brauchbarem vor der Passüberquerung des Thorung La einzudecken. Schnell haben wir die German Bakery entdeckt und lassen uns die warmen Pain au chocolat schmecken. Raubtierfütterung nichts dagegen 🙂

Mit dem Einrad um den Annapurna: typisch deutsch :)

Ich lese das immer wieder und auch in unserem Bekanntenkrais erleben wir das. Wir Deutschen lieben extreme, sportliche Herausforderungen. Da wandert man freiwillig 15 Jahre durch die australische Wüste oder fährt mit dem Fahrrad durch die sibirische Eiswüste. Steckt in uns ein Abenteuergen, das dann bei dem einen oder anderen Landsmann/-frau zur Ausprägung kommt?

Warum erzähle ich das an dieser Stelle? Wir sind, auf unserer Trekkingtour von Upper Pisang ins 3700m hoch gelegene Ngawal, zwei Deutschen begegnet, die die Annapurnarunde mit dem Einrad bewältigten. Man musste schon zweimal hinschauen und tatsächlich hat es mich dann aber doch nicht verwundert, dass das Paar aus Deutschland/Mittenwald kam.

Im oben verlinkten Video kann man einen Eindruck über dieses Abenteuer und vielleicht die eine oder andere Inspiration darüber erhalten.

Enjoy 🙂

Upper Pisang Buddhist Temple

Picture courtesy H.G Gruber

Bevor wir weiter in Richtung Manang wandern wollen wir uns ein buddhistisches Kloster oberhalb von Upper Pisang anschauen. Der Ausblick von dort ist einfach atemberaubend. Wie muss es sein als Mönch jeden Morgen diesen Ausblick betrachten zu können. Kann man davon jemals genug bekommen?

Picture courtesy H.G Gruber

Als wir uns vom Annapurna Anblick losreisen können betreten wir den Tempel und setzen uns auf den mit Teppich ausgelegten Boden. Die Luft ist umhüllt von Weihrauch. Ein Mönch singt leise und meditativ seine Mantren und wir lauschen andächtig und lassen uns in diese fremde Welt ziehen. Es tut gut in diesem warmen windgeschützten Raum zu verweilen. Ich bitte um eine gute Weiterreise und dass wir nicht höhenkrank werden und dann machen wir uns schon wieder auf den Weg in Richtung Nagal bevor es dann weiter nach Manang gehen wird.

Sunny Annapurna Peak 2

Picture courtesy M. Mann

Als wir unser holzverkleidetes „windy castle“ auf einer Berganhöhe von Upper Pisang beziehen pfeift der Wind durch die Wände. Mittlerweile bin ich so dankbar um den warmen Daunenschlafsack den wir in Kathmandu bei einer Familie von Sherpas in einem Geschäft in Thamel gekauft haben. Der Wind wird sich in der Nacht legen und wir werden gut und gewärmt schlafen.

Aber bei unserer Ankunft pfeift uns die himmalayische Luft um die Ohren und wir suchen relativ bald das Haupthaus mit seinem Restaurant auf. Schweizer Rösti stehen bei uns gerade hoch im Kurs. An einem Tisch kommen wir mit einem Kölner in Kontakt der mit einer geführten Tour unterwegs ist. Er erzählt uns, dass er lange auf seinen Guide einreden musste damit er in Upper Pisang übernachten kann und nicht in Lower Pisang wie es die meisten der Trekker machen.

Picture courtesy H. G. Gruber

Am nächsten Morgen wissen wir warum wir in Upper Pisang übernachtet haben. Der 2. Peak des Annapurnas präsentiert sich uns im Morgengrauen in seiner vollen Pracht.

Von Chame nach Upper Pisang: die Luft wird dünner

Picture courtesy H-G- Gruber

Heute sind wir nicht so früh losgekommen. Das gemeinsame Abendessen mit einem holländischen Trekker ging etwas länger als gedacht. Unser holländischer Freund ist schon lange unterwegs. Er plant die Umrundung bis ins Base Camps zu machen und hat dadurch weniger Zeit zur Verfügung. Wir verlassen Chame durch eine wunderschöne Chörte, die sich uns am Ortsausgang präsentiert. Die Wege werden steiniger, die Luft wird dünner. Und nicht ohne Grund. Uns bietet sich eine atemberaubende Berglandschaft. Upper Pisang ist das Ziel unserer heutigen Tour auf 3300m Höhe und auf dem Weg dorthin sind wir umgeben von Mont-Blanc (4484m) hohen Bergen.

Auf unserer Trekkingtour sind wir nicht allein. Viele Trekker die nicht soviel Zeit haben wie wir sind mit dem Auto nach Chame gefahren worden und beginnen ihre Tour von dort. Die meisten Wanderer steuern den Ort Lower Pisang an, doch wir haben uns für die Übernachtung in Upper Pisang entschieden. Das widerspricht zwar der Regel: „Trek high, sleep low“ aber aktuell fühlen wir uns gut akklimatisiert.